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AS Louise Farrenc und die Frage nach dem "weiblichen Beethoven" - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer Kurztext AS/VS
Semester WiSe 2024/25 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 12
Rhythmus jedes Semester Studienjahr
Credits Ohne Prüfung: 2 CP/Mit Prüfung: 2+ bis zu 6 CP - kann je nach Studiengang/Studienrichtung abweichen (siehe Modulbeschreibung) Belegung Belegpflicht
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Belegungsfrist Anmeldefrist    23.09.2024 - 13.10.2024   
Termine Gruppe: [unbenannt] iCalendar Export für Outlook
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Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Mi. 15:00 bis 17:00 c.t. woch 16.10.2024 bis 05.02.2025  Gebäude_e - e_1.12         12
Gruppe [unbenannt]:
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Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Brandebusemeyer, Kai
Zuordnung zu Einrichtungen
Fachbereich Musik
Fachbereich Musikvermittlung
Musikwissenschaftliches Institut
Inhalt
Kommentar

Nach wie vor werden die Leistungen von Komponistinnen mit der Frage abgetan, wo sie denn eigentlich sei, der „weibliche Mozart“ oder der „weibliche Beethoven“. Und obwohl es zahlreiche Beispiele von Komponistinnen in der Musikgeschichte gibt, so gibt es nach wie vor Zweifel an der musikalischen Qualität oder am Umfang ihres musikalischen Œuvres, vor allem im Vergleich mit „Heroen“. Wie bereits Marcia Citron zeigte, sind diese Wertekategorien und Denkmuster dabei natürlich keineswegs kulturell neutral oder unproblematisch, sondern basieren auf Stereotypenbildung, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickeln und verfestigen konnte. Auch der Geniebegriff, in der Wissenschaft längst ein kritisch betrachtetes Konzept, ist in den populären Debatten nach wie vor alltäglich in Gebrauch und durch und durch eine Ideologie, welche Kreativität männlich attribuiert und somit komponierende Frauen systematisch benachteiligt. Louise Farrenc ist dabei eines von vielen eindrucksvollen Beispielen, die dieses Narrativ widerlegen. Insbesondere ihre Sinfonik belegt, warum sich die intensive analytische Auseinandersetzung mit dem Werk von Komponistinnen lohnt und wieso ein Denken jenseits der vertrauten ästhetischen Kategorien neue musikalische Perspektiven eröffnen kann, sowohl in künstlerischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Dieses Seminar versucht daher eine grundlegende analytische Auseinandersetzung mit den Sinfonien und Kammermusikwerken Louise Farrencs und dem kulturellen und (gattungs-)historischen Kontext. Zum einen lohnen die Sinfonien Farrencs aufgrund ihrer großen satztechnischen Raffinesse und motivisch-formalen Planung, auf der anderen Seite sind sie auch Zeugnisse einer Pariser Konzert- und Kammermusikkultur des 19. Jahrhunderts, welche nach ganz eigenen Regeln und Logiken funktionierte und gesonderten Traditionen hatte. Institutionen, Akteure und politische Entwicklungen sollen hierbei näher beleuchtet werden. Auch soll die analytische und historische Betrachtung von Louise Farrencs Werken mit den Perspektiven und Ansätzen der Genderforschung reflektiert werden, sodass letztlich auch die Frage nach dem „weiblichen Beethoven“ und die ihr zugrunde liegenden Kategorien entlarvt werden.

Literatur

THEORETISCHE LITERATUR

ASSMANN, Aleida: „Kanon und Archiv – Genderprobleme in der Dynamik des kulturellen Gedächtnisses.“ In: Bidwell-Steiner, Marlen / Wozonig, Karin S. (Hg.): A Canon of Our Own? – Kanonkritik und Kanonbildung in den Gender Studies. Innsbruck 2006, S. 20-34

CITRON, Marcia J.: Gender and the Musical Canon. Chicago u. Urbana 2000

GROTJAHN, Rebecca: „Himmlischer Warenschatz wohltätiger Erkenntnisse: Gattung und Geschlecht in der Musik.“ In: Schlieper, Hendrik / Tönnies, Merle (Hg.): Gattung und Geschlecht. Konventionen und Transformationen eines Paradigmas. Wiesbaden 2021, S. 123–142

UNSELD, Melanie: Biographie und Musikgeschichte. Wandlungen biographischer Konzepte in Musikkultur und Musikhistoriographie. Köln/Wien 2014

LITERATUR ÜBER LOUISE FARRENC

BARTSCH, Cornelia. „Louise Farrenc (1804-1875). »Une femme d’un mérite éminent«. In: Mayer, Clara (Hg.): Annäherung VII - an sieben Komponistinnen. Mit Berichten, Interviews und Selbstdarstellungen. Kassel 1996, S. 97-113

BREITFELD, Claudia: „Annäherungen an Sinfonien von Komponistinnen des 19. Jahrhunderts.“ In: Grotjahn, Rebecca / Hoffmann, Freia (Hg.): Geschlechterpolaritäten in der Musikgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. Herbholzheim 2002, S. 117-128

GROTJAHN, Rebecca: Die Sinfonie im deutschen Kulturgebiet 1850 bis 1875. Ein Beitrag zur Gattungs- und Institutionengeschichte. Sinzig 1998

HEITMANN, Christin: „Traditionsbezug und Originalitätsanspruch im Konflikt? Louise Farrencs Auseinandersetzung mit Ludwig van Beethoven“. In: Brand, Bettina / Helmig, Martina (Hg.): Maßstab Beethoven? Komponistinnen im Schatten des Geniekults. München 2001, S. 58-76 HEITMANN, Christin: „Konnotation, Norm, Wertung. Die Sonatenthemen im Finalsatz der 3. Sinfonie von Louise Farrenc.“ In: Grotjahn, Rebecca / Hoffmann, Freia (Hg.): Geschlechterpolaritäten in der Musikgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts. Herbholzheim 2002, S. 107-116 HEITMANN, Christin: Die Orchester- und Kammermusik von Louise Farrenc vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Sonatentheorie. Wilhelmshaven 2004

LEXIKONARTIKEL

HEITMANN, CHRISTIN: Art. „Farrenc, (Jeanne-)Louise.“ In: Lütteken, Laurenz (Hg.): MGG Online. New York, Kassel, Stuttgart 2016ff., zuerst veröffentlicht 2001, online veröffentlicht 2016, https://www-mgg-online-com.ez.folkwang-uni.de/mgg/stable/49585

HEITMANN, CHRISTIN: Art. „Louise Farrenc.“ In: Borchard, Beatrix / Noeske, Nina / Wenzel, Silke (Hg.): MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, HfMT Hamburg, 2003ff. und HfM Weimar, 2022ff. Stand vom 27. November 2018, online verfügbar unter https://mugi.hfmt-hamburg.de/receive/mugi_person_00000237, zuletzt abgerufen am 22. Juli 2024

Bemerkung

AS: Gattungen/Werke/Epochen (AM1), AS: Kontexte/Ethnologien/Kulturen (AM2)

 

Leistungsnachweis

BN: Regelmäßige Anwesenheit, aktive Mitarbeit und Diskussionsbeteiligung, Übernahme kleinerer Aufgaben auf Moodle; referat, 30 Min

AP: Hausarbeit, mündliche Prüfung




Strukturbaum
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