„Sag an, wer lehrt dich Lieder, / So schmeichelnd und so zart? / Sie zaubern einen Himmel / Aus trüber Gegenwart.“
Johann Mayrhofer, der Autor des von Franz Schubert vertonten Gedichtes Geheimnis, aus dem die zitierten Zeilen stammen, wusste um die Wirkungsmacht, die von den Klavierliedern seiner Zeit ausgehen konnte: „in zweieinhalb Minuten ein ganzes Leben abbilden“, wie es die Musikjournalistin Eleonore Büning in einem FAZ-Artikel formulierte – welche andere Gattung kann das von sich behaupten?
Liedersingen ist so alt wie die Musikgeschichte selbst. Was aber macht das Lied zum „Kunstlied“? Und welche soziokulturellen und musikästhetischen Faktoren führten zu dem signifikanten Wandel, den Klavierliedkompositionen in den Dekaden um 1900 erlebten und der den enormen Aufstieg der Gattung einläutete, der sich bis ins 20. Jahrhundert verfolgen lässt? Anhand ausgewählter Lieder und einschlägiger Quellenzeugnisse sollen zentrale gattungsgeschichtliche Stationen beleuchtet und wesentliche Merkmale der Komposition, Aufführung und Rezeption von Liedern herausgearbeitet werden. Dabei werden auch Lieder von Komponisten und Komponistinnen einbezogen, die heute kaum mehr bekannt sind, deren Wiederentdeckung aber eine Bereicherung des heute etablierten Repertoires von Liedinterpretationen verspricht.
Die Lehrveranstaltung richtet sich ausdrücklich an Studierende der Musikwissenschaft sowie der künstlerischen Studiengänge, insbesondere Gesang, Klavier, Liedgestaltung und verwandter Fächer einschließlich Musikpädagogik, und hofft auf einen fruchtbaren Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis.
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