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MS Militärmusik – Überlebens-Mittel oder Zumutung? Mediale Erwägungen zu militärbezogener Musik - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer Kurztext MS
Semester SoSe 2025 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 12
Rhythmus jedes Semester Studienjahr
Credits Ohne Prüfung: 2 CP/Mit Prüfung: 2+8 CP Belegung Belegpflicht
Hyperlink  
Sprache deutsch
Belegungsfrist Anmeldefrist Muwi    19.03.2025 - 12.04.2025   
Termine Gruppe: [unbenannt] iCalendar Export für Outlook
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plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
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Do. 17:00 bis 19:00 woch 10.04.2025 bis 17.07.2025  Gebäude_e - e_1.12         12
Gruppe [unbenannt]:
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Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Kammertöns, Christoph , Dr.
Zuordnung zu Einrichtungen
Musikwissenschaftliches Institut
Inhalt
Kommentar

Insofern Militärmusik als „Staatsmusik“ in der „sozialen Funktion begründet“ ist und als „klingende Symboliken“ auf „staatliche Symboliken“ verweist, ist ihr medialer Charakter grundlegend benannt. Dieser wird zudem ins Performative geweitet, wenn Militärmusik als „Darbietung oder Aufführung“ – am Beispiel des Großen Zapfenstreichs zu verdeutlichen – „wie ein Theaterstück einstudiert“ (Heidler) wird.

Medialität und Performativität erscheinen dabei nicht als etwas Unpersönliches, nur von Botschaft und Wirkergebnis her Beurteilbares, sondern als etwas prozessual den Vermittelnden in ‚Mitleidenschaft‘ Ziehendes. In der Spannungsformel von Musik zwischen „Über-Lebens-Mittel“ (worin bereits wörtlich wiederum der Umstand ‚Medium' aufgerufen ist) und „Tortur“ (Brauer) tritt die Eingebundenheit nicht nur der Rezipierenden, sondern auch der Musizierenden hervor.

Als „Macht der Lebensresonanz“ (Kaden) bekommt Musik – bzw. ihre Übermittlung – die Kraft zugesprochen, auch den Übermittelnden in ihre Macht zu nehmen: Macht erfahren bedeutet, verletzlich zu sein. Das personale Medium übt Macht aus und erfährt diese zugleich auch an sich selbst.

Der Umstand der Verletzlichkeit im Zusammenhang mit Musik wird insbesondere im Bereich der Militärmusik dadurch intensiviert, dass Musik einer Zerreißprobe ausgesetzt ist: Im Sinne eines „schlechterdings perversen Bildes“ werde Musik als ursprüngliche „Gegenkraft gegen das Böse“ im Zusammenhang militärischer Verwendung „direkt oder indirekt als Magd bei der brutalsten Art der Konfliktlösung, nämlich der blutigen“ (Prieberg) eingesetzt.

Dies muss mit den Musizierenden im Militärdienst ‚etwas machen‘. Methodisch soll im Seminar die medientheoretisch kreative Literaturwissenschaft – in der Überführung vom Schreiben, vom Schriftlichen und vom Reden zum Musizieren/zur Musik – genutzt werden, um das umfassende Einbezogensein, ja die Mitleidenschaft der Ausführenden als personale Medien der Militärmusik in herausfordernder Komplexität zu beleuchten.

Die Betonung liegt also über einen instrumentellen Medienbegriff hinausgehend auf einem kulturwissenschaftlichen Medienbegriff unter Zuhilfenahme eines sprachlich-ästhetischen Fokus. Von den Studierenden wird eine entsprechende interdisziplinäre und transdisziplinäre Neugier erwartet, die zunächst musikfern anmutende Wissens- und Praxisbereiche begrüßt.

Literatur

Barthes, Roland (2012): Schreiben ein intransitives Verb?, in: Schreiben als Kulturtechnik. Grundlagentexte, hrsg. v. Sandro Zanetti, Frankfurt a.M., S. 240–250.

Brauer, Juliane (2012): Musikalische Gewalt: Kulturelle Ausprägungen absoluter Macht im Konzentrationslager Sachsenhausen, in: Paradestück Militärmusik. Beiträge zum Wandel staatlicher Repräsentation durch Musik, hrsg. v. Peter Moormann, Albrecht Riethmüller u. Rebecca Wolf, Bielefeld, S. 299–315.

Barthes, Roland (2012): Schreiben ein intransitives Verb?, in: Schreiben als Kulturtechnik. Grundlagentexte, hrsg. v. Sandro Zanetti, Frankfurt a.M., S. 240–250.

Brauer, Juliane (2012): Musikalische Gewalt: Kulturelle Ausprägungen absoluter Macht im Konzentrationslager Sachsenhausen, in: Paradestück Militärmusik. Beiträge zum Wandel staatlicher Repräsentation durch Musik, hrsg. v. Peter Moormann, Albrecht Riethmüller u. Rebecca Wolf, Bielefeld, S. 299–315.

Campe, Rüdiger (1991): Die Schreibszene. Schreiben, in: Paradoxien, Dissonanzen, Zusammenbrüche. Situationen offener Epistemologie, hrsg. v. Hans Gumbrecht u. K. Ludwig Pfeiffer, Frankfurt a.M., S. 759–772.

Haug, Andreas (2021): Die prekäre Textlichkeit der Musik: Zur Genealogie eines modernen Problems, in: Prädikation und Bedeutung, hrsg. v. Andreas Kablitz, Christoph Markschies u. Peter Strohschneider, Berlin u. Boston.

Heidler, Manfred (2012): Die Militärmusik der Bundeswehr = Staatsmusik!?, in: Paradestück Militärmusik. Beiträge zum Wandel staatlicher Repräsentation durch Musik, hrsg. v. Peter Moormann, Albrecht Riethmüller u. Rebecca Wolf, Bielefeld, S. 13–33.

Hörisch, Jochen (2001): Der Sinn und die Sinne. Eine Geschichte der Medien, Frankfurt a.M.

Hofer, Achim (2021): Militärmusik. 1. Einleitung, in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, New York, Kassel, Stuttgart 2016ff., https://www.mgg-online.com/mgg/stable/400832 (abgerufen am 06.02.2025).

Holtermann, Martin (2019): Medio tutissimus ibis. Zur Didaktik der Diathesen im Griechischunterricht, in: Forum Classicum Nr. 3, S. 180–192 (DOI: https://doi.org/10.11588/fc.2019.3.68356).

Gebauer, Gunter/Wulf, Christoph (1992): Mimesis. Kultur – Kunst – Gesellschaft, Reinbek bei Hamburg.

Giese, Detlef/Kaden, Christian/Brachmann, Jan (2016): Zeichen, in: MGG Online, hrsg. v. Laurenz Lütteken, New York, Kassel, Stuttgart 2016ff., zuerst veröffentlicht 1998, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/13727 (abgerufen am 06.02.2025).

Gumbrecht, Hans Ulrich/Pfeiffer, K. Ludwig (Hrsg.) (1995): Materialität der Kommunikation, Frankfurt a.M., 2. Aufl.

Kaden, Christian (1993): Des Lebens wilder Kreis. Musik im Zivilisationsprozeß, Kassel u.a.

Kammertöns, Christoph (2021): Sprachperformative Paradoxie in Rainald Goetz‘ Abfall für alle, In: recenseo – Texte zu Kunst und Philosophie (http://recenseo.ch/artikel/artikel.php?aid=0180-kammertoens-goetz, abgerufen am 06.02 2025, ebenso https://d-nb.info/1266977163/34).

Krämer, Sybille (2008): Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität, Frankfurt a.M.

McLuhan, Marshall (1994): Understanding Media – the Extensions of Man, Cambridge (Mass.) u. London.

Pfeiffer, K. Ludwig (2013): Das Mediale und das Musikalische, in: Historische Musikwissenschaft. Grundlagen und Perspektiven, hrsg. v. Michele Calella u. Nikolaus Urbanek,  Stuttgart u. Weimar, S. 429–440.

Prieberg, Fred K. (1991): Musik und Macht, Frankfurt a.M.

Schneider, Reinhard (1980): Semiotik der Musik, München.

Storr, Anthony (1992): Music and the Mind, London.

Streitkräfteamt Dezernat Militärmusik Bonn (Hrsg.) (2006): Mit Pauken und Trompeten. 50 Jahre Militärmusik der Bundeswehr, Bremen.

Wilke, Jürgen (2000): Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte, Köln.

Leistungsnachweis

BN: Aktive Teilnahme, Bereitschaft zur Übernahme von Kurzreferaten einschließlich Handout und Powerpoint-Präsentationen

AP: Hausarbeit

AP-Anmeldefrist: Variabel

AP-Themenausgabe: Variabel, nach eingegangenem, gebilligtem ausführlichen Exposé

AP-Themenabgabe: Entsprechende Distanz zum Datum der Billigung


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Die Veranstaltung wurde 1 mal im Vorlesungsverzeichnis SoSe 2025 gefunden:
Musikwissenschaft  - - - 1