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BS Kunst als Kompensation? - Autonomieanspruch vs. Orientierungskrisenmanagement - Einzelansicht

Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer Kurztext BS
Semester SoSe 2015 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 20
Rhythmus jedes Semester Studienjahr
Credits Ohne Prüfung: 2 CP/Mit Prüfung: 2+ bis zu 6 CP - kann je nach Studiengang/Studienrichtung abweichen (siehe Modulbeschreibung) Belegung Belegpflicht
Hyperlink  
Belegungsfrist MuWi BSASRK 25.03.2015 - 06.04.2015

Belegpflicht
Termine Gruppe: [unbenannt] iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
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Do. 17:00 bis 19:00 Einzel am 09.04.2015 Homberger Straße - H 11         20
Gruppe [unbenannt]:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Kammertöns, Christoph , Dr.
Zuordnung zu Einrichtungen
Fachbereich Musik
Fachbereich Musikvermittlung
Musikwissenschaftliches Institut
Inhalt
Kommentar

Die Setzung von Kunst bzw. Musik als autonom kontrastiert seit dem 19. Jahrhundert mit einer spezifischen Funktionalisierung: Kunst und Musik kommt in einer bestimmten philosophischen Betrachtungsweise eine kompensatorische Funktion angesichts eines Lebensgefühls von Verunsicherung durch Wandel in der Folge technischen Fortschritts zu. 

Vor dem Hintergrund von Joachim Ritters These von Kunst als »Bewahrung und just darum Kompensation« entfaltet Hermann Lübbe, flankiert durch Odo Marquard, die These von der philosophischen Aufgabe des »Orientierungskrisenmanagements«, in deren Zusammenhang auch die kompensatorische Funktion von Kultur bzw. spezifisch von Kunst angesichts wachsender Instabilität der Lebenswelt zum Ende des 20. Jahrhunderts einzuordnen ist.

Im Seminar soll geprüft werden, inwiefern sich eine lebensstil-, lebenswelt- und fortschrittstabilisierende Qualität von Kunst und Musik erhärten lässt. Im Anschluss an wesentliche Begriffsklärungen (Lebenswelt, Lebensstil, Identität, Fortschritt, Kunst und Musik als Teil von Kultur etc.) sollen Lübbes und Marquards Thesen erarbeitet und vor dem Hintergrund von Sekundärliteratur hinterfragt werden: So lehnt etwa Herbert Schnädelbach den Kompensationsgedankens als unzulässig einengend ab: »Modernisierungsermöglichung durch Kompensation von Modernisierungsschäden - das kann nicht alles sein [...]«. Er kontert mit der Wirksamkeit einer Kultur, die gar umgekehrt eine »Kompensation mit Mitteln technisch-wissenschaftlicher Modernisierung« erforderlich machen könnte. 

Vom Kompensationsgedanken abzugrenzen ist zudem das modernere Konzept der Förderung von ›Resilienz‹ durch Kunst und Musik: Bezeichnet ist damit die Fähigkeit, »starke seelische Belastungen […] ›unbeschadeter‹ zu bewältigen als zu erwarten stünde« (Zander). Wenn Theodor W. Adorno in seiner Hörertypologie dem »emotionalen Hörer« die »tired businessmen« zurechnet, »die in einem Bereich, der für ihr Leben konsequenzlos bleibt, Kompensation für das suchen, was sie sonst sich versagen müssen«, stellt sich zudem die Frage nach unterschiedlichen Kulturmilieus und -schemata mit je spezifischen Funktionalisierungsunterschieden.

Das Seminar versteht sich als Lektüreseminar, so dass im überwiegend 14tägigen Veranstaltungsrhythmus (Termine: 09.04., 23.04, 07.05., 21.05., 28.05., 11.06., 25.06., 02.07. und 09.07.2015) angemessen umfangreiche Texte zum jeweiligen Folgetermin erarbeitet werden müssen.

Zur ersten Sitzung sollte bereits folgender Text gelesen sein: Chr. Kammertöns: Kunst als Stabilisierung von Lebensstil und Lebenswelt: Pierre Bourdieu und Hermann Lübbe (http://recenseo.ch/artikel/artikel.php?aid=0171-kammertoens-bourdieu-luebbe).  

Literatur

Th. W. Adorno (1997): Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie (Gesammelte Schriften 14, hrsg. v. R. Tiedemann), Frankfurt/M.

A. Amann (2000):  Alltagssoziologie: Ein Forschungsprogramm im Wandel, in: R. Münch/Cl. Jauß/C. Stark (Hrsgg.): Sozio-logie 2000, Soziologische Revue, Sonderheft 5, München, S. 17–35

P. Bourdieu (1982): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt/M.

E.H. Erikson (1966): Identität und Lebenszyklus, Frankfurt/M.

St. Hradil (2001): Soziale Ungleichheit in Deutschland, Wiesbaden, 8. Aufl., Nachdruck 2005

– (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich, Wiesbaden, 2. Aufl.

M. Hummel/M. Berger (1988): Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur, Gutachten im Auftrag des Bun-desministers des Innern (Schriftenreihe des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung 122), Berlin u. München

Chr. Kammertöns (2014): Kunst als Stabilisierung von Lebensstil und Lebenswelt: Pierre Bourdieu und Hermann Lübbe, in: recenseo. Texte zu Kunst und Philosophie (http://recenseo.ch/artikel/artikel.php?aid=0171-kammertoens-bourdieu-luebbe)

H. Keupp (2009): Identitätskonstruktionen in der spätmodernen Gesellschaft – Riskante Chancen bei prekären Ressourcen, in: H. Theunert (Hrsg.): Jugend – Medien – Identität. Identitätsarbeit Jugendlicher mit und in Medien, München, S. 53–77

S.W.D. Krauss (2012): Die Genese der autonomen Kunst. Eine historische Soziologie der Ausdifferenzierung des Kunstsys-tems, Bielefeld 

H. Lübbe (1974): Hochschulpolitik, Gegenaufklärung und die Stellung der Philosophie, in: M. Fischer u.a.: Dimensionen des Rechts. Gedächtnisschrift für René Marcic, Berlin, S. 1045–1058

– (1977): Geschichtsbegriff und Geschichtsinteresse. Analytik und Pragmatik der Historie, Basel und Stuttgart

– (1980): Philosophie nach der Aufklärung. Von der Notwendigkeit pragmatischer Vernunft, Düsseldorf u. Wien

– (1989): Die Aufdringlichkeit der Geschichte. Herausforderungen der Moderne vom Historismus bis zum Nationalsozialis-mus, Graz, Wien u. Köln

– (1994): Im Zug der Zeit. Verkürzter Aufenthalt in der Gegenwart, Berlin u.a., 2. Aufl.

– (1998): Verfall oder Wandel? Modernität und Moral, in: Via Regia - Blätter für internationale kulturelle Kommunikation, herausgegeben vom Europäischen Kultur- und Informationszentrum in Thüringen, Heft 56/57 1998: http://www.via-regia.org/bibliothek/pdf/heft5657/luebbe_verfall.pdf (Stand: Nov. 2013)

O. Marquard (1981): Kunst als Kompensation ihres Endes (mit Diskussionsprotokoll), in: W. Oelmüller (Hrsg.): Kolloquium Kunst und Philosophie, Bd. 1: Ästhetische Erfahrung, Paderborn u.a., S. 159–168 (–199)

H.-P. Müller/M. Weihrich (1991): Lebensweise und Lebensstil. Zur Soziologie moderner Lebensführung, in: H.-R. Vetter (Hrsg.): Muster moderner Lebensführung, München, zit. nach: Y. Schroth, Dominante Kriterien der Sozialstruktur. Zur Ak-tualität der Schichtungstheorie von Theodor Geiger (Studien zur empirischen Sozialforschung 1), Münster, S. 41

A. Regenbogen/U. Meyer (Hrsgg.) (1998): Wörterbuch der philosophischen Begriffe, begründet von Fr. Kirchner u. C. Mi-chaëlis, fortgesetzt v. J. Hoffmeister, Hamburg

H. Schnädelbach (1992): Kritik der Kompensation, in: Ders.: Zur Rehabilitierung des animal rationale. Vorträge und Ab-handlungen 2, Frankfurt/M., S. 399–411 (Originalaufsatz 1988)

G. Schulze (2000): Die Erlebnis-Gesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt/M. u. New York, 8. Aufl.

B. Sponheuer (1987): Musik als Kunst und Nicht-Kunst. Untersuchungen zur Dichotomie von 'hoher' und 'niederer' Musik im musikästhetischen Denken zwischen Kant und Hanslick (Kieler Schriften zur Musikwissenschaft 30),  Kassel u.a.  

M. Weber (1980): Wirtschaft und Gesellschaft, Grundriß der verstehenden Soziologie, besorgt von J. Winckelmann, 5., revi-dierte Auflage, Studienausgabe, Tübingen

M. Zander (Hrsg.) (2011): Handbuch Resilienzförderung, Wiesbaden

Bemerkung

BS/Methoden

Das Seminar versteht sich als Lektüreseminar mit 14tägigem Veranstaltungsrhythmus 

Termine: 09.04., 23.04, 07.05., 21.05., 28.05., 11.06., 25.06., 02.07., 09.07.2015

Voraussetzungen

Das Seminar versteht sich als Lektüreseminar, so dass im überwiegend 14tägigen Veranstaltungsrhythmus (Termine: 09.04., 23.04, 07.05., 21.05., 28.05., 11.06., 25.06., 02.07. und 09.07.2015) angemessen umfangreiche Texte zum jeweiligen Folgetermin erarbeitet werden müssen.

Zur ersten Sitzung sollte bereits folgender Text gelesen sein: Chr. Kammertöns: Kunst als Stabilisierung von Lebensstil und Lebenswelt: Pierre Bourdieu und Hermann Lübbe (http://recenseo.ch/artikel/artikel.php?aid=0171-kammertoens-bourdieu-luebbe).  

Leistungsnachweis

Bedingung für den Erwerb eines Beteiligungsnachweises: Regelmäßige und aktive Teilnahme, Bereitschaft zum Lesen und zu gemeinsamem Reflektieren von Fachtexten, Bereitschaft zur Übernahme von Kurzreferaten

Bedingung für die Abschlussprüfung: Nach regelmäßiger und aktiver Teilnahme Klausur

Anmeldefrist AP: 09.06.2015, Klausurtermin: 09.07.2015


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2015 , Aktuelles Semester: SoSe 2024