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AS Leiblichkeit: Die Rolle des eigenen Körpers in der Musikausübung - Einzelansicht

Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar Langtext
Veranstaltungsnummer Kurztext AS
Semester SoSe 2017 SWS 2
Erwartete Teilnehmer/-innen Max. Teilnehmer/-innen 20
Rhythmus jedes Semester Studienjahr
Credits Ohne Prüfung: 2 CP/Mit Prüfung: 2+ bis zu 6 CP - kann je nach Studiengang/Studienrichtung abweichen (siehe Modulbeschreibung) Belegung Belegpflicht
Hyperlink  
Belegungsfrist Anmeldefrist MuWi BS/AS/RK/Ü 27.03.2017 - 16.04.2017

Belegpflicht
Termine Gruppe: [unbenannt] iCalendar Export für Outlook
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Status Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
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Do. 17:00 bis 19:00 woch von 20.04.2017  Homberger Straße - H 9         20
Gruppe [unbenannt]:
 


Zugeordnete Person
Zugeordnete Person Zuständigkeit
Kammertöns, Christoph , Dr. verantwortlich
Zuordnung zu Einrichtungen
Fachbereich Musik
Fachbereich Musikvermittlung
Musikwissenschaftliches Institut
Inhalt
Kommentar

Beim Musikmachen ist der menschliche Körper beteiligt. Er erfährt mit der Individualität des Ausführenden eine Überhöhung zum ›Leib‹, und als solcher wird er wesentlicher Bestandteil der aufgeführten Musik. Der Leib fungiert als ein Bindeglied zwischen dem Selbst und dem/den Anderen. Im Seminar sollen performative (also Musik ausführende) Rituale in ihrem Leiblichkeitsbezug hinterfragt werden. So bezieht sich Leiblichkeit im Rahmen eines musikalischen Vortragsabends auf die sinnliche Erscheinung des Künstlers einschließlich seiner nicht im engen Sinne musikbezogenen Handlungen. Liszts ‚Sichgehenlassen’ bis hin zum demonstrativen Kaputtspielen des Vortragsinstrumentes, seine Selbstinszenierung und Hinwendung ans Publikum lassen sich in der ergänzenden Betonung eigentlich musikfremder Aspekte gewissermaßen als eine frühe Form des »Instrumentalen Theaters« bezeichnen: »Dem Körper des Instrumentalisten […] wächst […] über das normale Maß des Musikmachens hinaus Präsenz zu, die sich als eigentlich bedeutsame Schicht als Schlüsselelement des Musizierens und essenzieller Bestandteil des Werkes erweist« (Drees 2011, S. 118).

Hier wäre genauer zu untersuchen, wie sich der Leib als »Existenz-Stätt[e]« (Nancy 2014, S. 19) zwischen dem Selbst und den Anderen musikalisch performativ einbringt oder behauptet. Diese Frage ist nicht auf den eigentlich Vortragenden beschränkt, denn auch die Rezipierenden sind leiblich angesprochen, so dass anlässlich einer Inszenierungen Max Reinhardts der Eindruck eines »schockartige[n] Naturereignis[ses]« entstehen konnte, das »Nerven und Sinne strapazierte. Statt eine Illusion von Wirklichkeit zu schaffen, […] brachte die Aufführung sich selbst als eine Wirklichkeit hervor, die von den Zuschauern leiblich als ›folternd‹ erfahren wurde« (Fischer-Lichte 2012, S. 13).

›Leib‹ und ›Leiblichkeit‹ erzeugen im Deutschen einen komplexen Bedeutungshorizont. Bernhard Waldenfels meint, dass der Leib »deshalb so komplex und so schwierig zu fassen« ist, »weil alles mögliche darin anklingt« (Waldenfels 2013, S. 14): Alltagssprachliches Verständnis mische sich mit religiöser Konnotation im Zeichen menschlicher Endlichkeit und mit metaphysischer Aufladung im Zeichen einer Dichotomisierung, also einer Zweiteilung von Seele und Körper seit Platon (vgl. ebd.).

Hinzu tritt die deutsche Spezifik der Differenzierung zwischen Leib und Körper, wobei hier im Sinne Edmund Husserls zwischen dem Leib als »›fungierende[m] Leib‹«, also dem sinnlich gespürten und spürenden, lebendigen, dem eigenen Körper auf der einen Seite und dem Körper als »›Körperding‹« (ebd., S. 15) im Sinne physikalischer Beschreibbarkeit auf der anderen Seite unterschieden wird.

So ist das Sinnliche und leiblich Präsente des Musizierens Gegenstand des Seminars; dies nicht nur als Dreingabe zur Musik, sondern als substantieller und philosophisch zu reflektierender Bestandteil von Musikausübung.

Literatur

E. Alloa(2012): Maurice Merleau-Ponty II – Fleisch und Differenz, in: E. Alloa/Th. Bedorf/Chr. Grüny/T.N. Klass (2012), S. 37–51.

E. Alloa/Th Bedor/Chr. Grüny/T.N. Klass (2012): Leiblichkeit. Geschichte und Aktualität eines Konzepts, Tübingen.

Th. Bedorf/K. Röttgers (Hrsg.) (2012): Die französische Philosophie im 20. Jahrhundert. Ein Autorenhandbuch, Darmstadt.

J. Derrida (2017): Berühren, Jean-Luc Nancy, Berlin (Orig.: Le Toucher, Jean-Luc Nancy, Paris 2000).

St. Drees (2011): Körper Medien Musik. Körperdiskurse in der Musik nach 1950, Hofheim.

E. Fischer-Lichte (2012): Performativität. Eine Einführung, Bielefeld.

St. Günzel/Chr. Windgätter (2005): Leib / Raum: Das Unbewusste bei Merleau-Ponty. In: M.B. Buchholz/G. Gödde (Hrsg.): Das Unbewusste, Bd. 2: Das Unbewusste in aktuellen Diskursen - Anschlüsse, Gießen. S. 585-616.

G.W.Fr. Hegel (1987): Phänomenologie des Geistes, Stuttgart.

M. Heidegger (2006): Sein und Zeit, Tübingen, 19. Aufl.

E. Husserl (1952): Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Zweites Buch. Phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution (=Husserliana Bd. IV), Den Haag.

S. Krämer (2008): Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität, Frankfurt a.M.

S. Christensen (2012): Maurice Merleau-Ponty I – Körperschema und leibliche Subjektivität, in: E. Alloa/Th. Bedorf/Chr. Grüny/T.N. Klass (2012), S. 23–36.

M. Merleau-Ponty (1965): Phänomenologie der Wahrnehmung, Berlin (Orig: Phénoménologie de la Perception, Paris 1945).

–  (2000a): Sinn und Nicht-Sinn, München (Orig: Sens et non-sens, Paris 1948 u.ö.).

–  (2003): Das Auge und der Geist, in: Ders.: Das Auge und der Geist. Philosophische Essays, neu bearb., kommentiert u. mit einer Einleitung hrsg. v. Chr. Bermes, Hamburg, S. 275–317 (Orig: L’œil et l’esprit, in: Art de France. Revue annuelle de l’art ancien et moderne 1 [1961], S. 187–208).

–   (2004): Das Sichtbare und das Unsichtbare. gefolgt von Arbeitsnotizen, hrsg. u. mit einem Vor- und Nachwort versehen v. Cl. Lefort, München, 3. Aufl. (Orig: Le Visible et l’Invisible suivi de notes de travail […], Paris 1964).

K. Meyer-Drawe (1984): Leiblichkeit und Sozialität (Übergänge. Texte und Studien zu Handlung, Sprache und Lebenswelt 7), München.

J.-L. Nancy (2010): 58 Indizien über den Körper, in: Ders.: Ausdehnung der Seele. Texte zu Körper, Kunst und Tanz, Zürich u. Berlin, S. 7–24 (Orig.: 58 indices sur le cops, in: Ders.: Corpus, Paris 32000, S. 145–161).

–  (2010a): Ausdehnung der Seele, in: Ders.: Ausdehnung der Seele. Texte zu Körper, Kunst und Tanz, Zürich u. Berlin, S. 73–86 (Orig.: Extension de l’âme, in: Ders.: Corpus, Paris 32000, S. 130–144).

–  (2010b): Der Lustkörper, in: Ders.: Ausdehnung der Seele. Texte zu Körper, Kunst und Tanz, Zürich u. Berlin, S. 25–30 (Orig.: Le corps de plaisir, Erstveröffentlichung).

–  (2010c): Befremdliche Fremdkörper, in: Ders.: Ausdehnung der Seele. Texte zu Körper, Kunst und Tanz, Zürich u. Berlin, S. 43–58 (Orig.: Étranges corps étrangers, Erstveröffentlichung).

–  (2014): Corpus, Zürich u. Berlin (Orig: Corpus, Paris 2000).

E. Chr. Schröder (1995): Maurice Merleau-Ponty. Phänomenologie an den Grenzen der Subjektivitätsphilosophie, in: M. Fleischer (Hrsg.): Philosophen des 20. Jahrhunderts. Eine Einführung, Darmstadt, 4. Aufl., S. 171–190.

B. Waldenfels (2013): Das leibliche Selbst. Vorlesungen zur Phänomenologie des Leibes, Frankfurt a. M., 5. Aufl.

Bemerkung

AS/Kontexte

Leistungsnachweis

Beteiligungsnachweis: Aktive Teilnahme, Bereitschaft zur Übernahme von Kurzreferaten einschließlich Handout und Powerpoint-Präsentation

Abschlussprüfung: Klausur oder mündliche Prüfung (Mündliche Prüfung Bachelor: 20 Minuten, Master: 45 Minuten)

Anmeldefrist für Abschlussprüfung: 13.06.2017
Klausurtermin: 13.07.2017
Termin für mündliche Prüfungen: 20.07.2017


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Keine Einordnung ins Vorlesungsverzeichnis vorhanden. Veranstaltung ist aus dem Semester SoSe 2017 , Aktuelles Semester: SoSe 2024