Etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich der Stellenwert des Klangs in der komponierten notierten Musik gewandelt: War er bisher eher farbiges Gewand struktureller Ideen, wird der Klang nun zum gleichwertigen Formgeber neben Melodik, Harmonik und Rhythmus oder gar zur strukturell entscheidenden Größe.
Ausgehend von Höranalysen überwiegend akustischer Instrumental- und Vokalwerke der letzten gut 100 Jahre soll der Klang interpretiert sowie seine Physiognomie in Hinblick auf Farbe, Form und Ausdrucksmöglichkeiten beschrieben werden. Komplementär dazu steht die Partituranalyse, die herausarbeitet, wie eine Notation gezielt zu vorherbestimmbaren Ergebnissen in der Interpretation führen kann. Dabei eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen komplex-detaillierter Schreibweise etwa des Serialismus‘ und offenen Notationsformen des Indeterminismus. Eigene Notationsexperimente und Interpretationen der Teilnehmer*innen verbinden idealerweise handwerklich die von zwei Seiten her kommenden Betrachtungen. |