Wir alle pflegen (aus unterschiedlichen Gründen) einen alltäglichen, selbstverständlichen Umgang mit »Noten«, zumal sie uns einen Zugang zur Musik eröffnen. Das lädt zu grundsätzlichen Überlegungen ein: Kann man denn musikalische Vorstellungen überhaupt schriftlich sichtbar machen? Lässt sich ein »vergehendes« klangliches Geschehen auf einem Blatt Papier »festhalten«? In welcher Beziehung stehen da Klang und Schrift, Komposition und Notation? Oder umgekehrt gefragt: Lassen sich anhand einer Notation Rückschlüsse auf den dahinterstehenden Denkprozess des Komponierens ziehen? Oder auch: Was erwarten wir ganz grundsätzlich von einem »gelungenen« System notenschriftlicher Aufzeichnung? – Für die Musikwissenschaft waren solche Fragen schon immer von besonderem Interesse, auch deshalb, weil sich musikalische Notationen als einziger sichtbarer Ausdruck kompositorischer Konzepte zur näheren Untersuchung von Musik geradezu aufdrängen. – In diesem Seminar wollen wir die vielfältigen Fragen und Probleme, die sich im Umgang mit Notenschrift und Notentexten ergeben, ein bisschen sortieren. Als Untersuchungsgegenstand bietet sich an das faszinierend breite Spektrum von Notationsformen bei Komponistinnen und Komponisten seit der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Im Rahmen einer Diskussion über die unterschiedlichen ästhetischen Konzepte sollen auch aufführungspraktische Aspekte zur Sprache kommen.
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