Die Erzeugung von Klang im Sinne von Musik impliziert immer eine wechselseitige Teilhaftigkeit von Mensch zu Mensch, oder von Mensch zu einer übergeordneten spirituellen Instanz.
Die "soziologischen Tatbestände" (EMILE DURKHEIM: "faits sociaux") führen dabei in unterschiedlichen Kulturen zu entsprechend unterschiedlichen Grundannahmen und Konzepten über das Wesen und Wirken von im musikalischen Sinn organisiertem Klang.
Dabei bestehen nicht nur weit reichende Unterschiede in Bezug auf die strukturellen Eigenarten von Musikkonzepten – zeitliche Klangordnungen, Tonsysteme, Stimmodelle, etc. –, sondern bereits der Begriff "Musik" selbst und die hiermit in den westlich geprägten Kulturen einhergehenden Vorstellungen müssen, vor dem Hintergrund weltweiter Betrachtungen, als nur eine von vielen Möglichkeiten angesehen werden. Gleiches gilt für Aspekte wie Intention, Interaktion, Rezeption und Tradierung im musikalischen Rahmen.
Ich möchte Sie dazu einladen, den Prozess des Musik-Machens in einigen Musikkulturen – auch solchen jenseits der Sphäre der 'abendländisch-temperierten Stimmung' –, im Sinne des Musikethnologen JOHN BLACKING als "Studium des Menschen als Musikschaffenden" nachvollziehend zu beobachten.
Meine Veranstaltungen des SS 2019 ergänzen sich inhaltlich teilweise in einem spiegelbildlichen Sinne: Während in der AS der Aspekt der 'Veränderung' innerhalb von Aufführungs-kulturen im Vordergrund stehen soll, wird in der RK der Aspekt der 'Kontinuität' in den Musikkulturen hervorgehoben werden. Ein Besuch beider Veranstaltungen ist daher inhaltlich gewiss sinnvoll.
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