Machtverhältnisse und wirtschaftliche Interessen - sowie in geringerem Umfang auch persönliche Präferenzen und Zufall - bestimmen in vielen Fällen welche Art von Musikinstru-menten in Kulturen gelangen, deren musikalische Auf-führungskulturen deutlich von der jeweiligen Ausgangskultur verschieden sind.
Dominierende 'Flussrichtung' innerhalb dieses Prozesses des musikalischen Austauschs ist anscheinend die von 'Norden' und 'Westen' in den 'Süden' und 'Osten' gerichtete.
Doch stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass diese Beobachtung nur teilweise zutrifft: Zwar prägt die musikkulturelle 'Software' mittels Oeuvres von Mozart, Beethoven und Bach (etc.) die Aufführungen musikalischer 'Leitkulturen' weltweit, doch erstens stammt die 'Hardware' hierzu - sprich: die Musikinstrumente - zur Erzeugung dieser Musik in vielen Fällen aus Asien.
Außerdem findet ebenso ein Gegenstrom musikalischer Aufführungskulturen samt der in ihnen verwendeten Musikinstrumente aus dem 'Süden' und dem 'Osten' in die Länder des 'Nordens' und 'Westens' statt.
Faktoren, welche die Wanderung in dieser Flussrichtung begünstigen, stehen z.B. im Zusammenhang mit temporären Freizeit-Migrationen - sprich: Tourismus. Ein weiterer wichtiger Faktor ist in popmusikalischen Moden (Stichwort: World Music) zu sehen.
Das vielleicht nachhaltigste Phänomen in dieser Flussrichtung sind aber wohl 'Nachführungs-Prozesse', bei denen Migrantengruppen sich zwecks Identitäts-unterstreichender Maßnahmen am neuen Ort mit musikalischen Kulturgütern aus ihren Herkunftskulturen ausrüsten.
Nachdem ich in den vergangenen Semestern einige Male die Aufführungs-prozessualen Aspekte der Migration von Musikkulturen in den Fokus der Betrachtungen gerückt habe, sollen in diesem Semester die Musikinstrumente schwerpunktmäßig der Gegenstand unserer Betrachtungen sein |